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Asylpakt, El Niño & Private Equity
Guten Morgen, [Leser/in]! Heute ist Freitag, der 9. Juni. An diesem Tag forcierte Großbritannien 1898 einen Pachtvertrag mit dem chinesischen Kaiserreich, durch welchen Hongkong für 99 Jahre in britischen Besitz überging. Inspiriert war das Empire womöglich von ähnlichen aufgezwungenen Pachtverträgen durch Deutschland und Russland. Im Jahr 1997 gab Großbritannien Hongkong wie vertraglich festgelegt an China zurück. Das Jahrhundert ist der Grund für die bis heute anhaltende enge Verbindung Großbritanniens zu Hongkong und auch für die globale Ausrichtung der Sonderverwaltungszone.
Einigt sich nach fast einem Jahrzehnt auf neue Asylregeln: EU, hier Kommissionsgebäude in Brüssel. Quelle: Jai79, pixabay

Good News des Tages_

Die Abholzung im brasilianischen Amazonas-Regenwald ist in den ersten fünf Monaten 2023 um 31 Prozent geringer ausgefallen als im Vorjahreszeitraum. Das könnte ein Hinweis auf die Politikwende unter dem neuen Präsidenten Lula gegenüber seinem Vorgänger Jair Bolsonaro sein. Lula hat eine deutlich aktivere Umweltpolitik zu einem seiner Kernthemen gemacht. Die Zahlen sind zwar mit etwas Vorsicht zu genießen - die staatliche Behörde DETER gab sie heraus und die Identifikation der Abholzungsfläche ist nicht ganz einfach -, doch sind ein positives Zeichen für den Amazonas-Regenwald. Mehr

Politik_ (3 Minuten Lesezeit)

EU BESCHLIESST "HISTORISCHEN" ASYLPAKT. Die EU-Staaten konnten sich gestern auf eine Verschärfung des gemeinsamen Asylrechts einigen, nachdem aufgrund von anhaltendem Streit acht Jahre lang keine Reform gelungen war. Unter dem Deal wäre jedes Land für eine bestimmte Anzahl an Asylbewerbern verantwortlich, müsste sie aber nicht zwingend aufnehmen, sondern kann die Erstankunftländer monetär (20.000 EUR pro Kopf) oder materiell unterstützen. Zudem wird ein neuer Prozess eingerichtet, wonach Asylbewerber aus sicheren Drittländern in haftähnlichen Bedingungen untergebracht werden und, sollte eine Prüfung innerhalb von zwölf Wochen eine niedrige Bleibeperspektive aufzeigen, umgehend zurückgeschickt werden. 

Die EU nennt den Deal "eine Win-Win-Situation"; Bundesinnenministerin Faeser (SPD) sprach von einem "historischen" Durchbruch. Gleichzeitig bleibt viel Kritik: Polen und Ungarn verlangen Nachschärfungen bei zukünftigen Gipfeln; Italien und Griechenland (die zwei größten Erstankunftsländer) versuchten stundenlang, mehr Zugeständnisse durchzusetzen. Menschenrechte- und Asyl-NGOs kritisieren die schärferen Regeln als inhuman und befürchten humanitäre Krisen an den Außengrenzen. Auch Deutschland versuchte vergeblich, lockerere Regelungen zu erzielen. In den Verhandlungen mit dem EU-Parlament könnten allerdings noch Änderungen entstehen, tendenziell in Richtung Liberalisierung. Mehr

USA: TRUMP WOMÖGLICH VOR ANKLAGE WEGEN GEHEIMDOKUMENTEN. US-Ermittler haben das Anwaltsteam von Ex-Präsident Donald Trump darüber informiert, dass er das Ziel einer strafrechtlichen Ermittlung zur Mitnahme von Geheimdokumenten und, diesbezüglich, Justizbehinderung sei. Das bedeutet, dass ihm in Kürze eine Anklage bevorstehen könnte. Ermittler hatten in Trump Privatresidenz Mar-a-Lago mindestens 11.000 Regierungsdokumente sichergestellt, darunter 100 geheime und einige streng geheime, welche der Ex-Präsident nach oder gegen Ende seiner Amtszeit entwendet zu haben scheint. Zuletzt hatte es Berichte über eine Audioaufnahme gegeben, in welcher Trump offenbar das Einbehalten der Dokumente einräumt.

Es wäre für Trump die nächste Rechtssorge, nachdem er Anfang April als erster US-Präsident in der Geschichte des Landes strafrechtlich angeklagt worden war, in einem Fall um mutmaßliche Geschäftsunterlagenfälschung rund um eine Schweigegeldzahlung. Vor Kurzem wurde er zudem des sexuellen Missbrauchs für schuldig erklärt. Zwei weitere laufenden Ermittlungen mit nicht völlig klarem Stand betreffen seine Rolle in der Kapitolerstürmung 2021 und bei mutmaßlicher Wahlbeeinflussung im Bundesstaat Georgia 2020. Da Trump derzeit der führende Kandidat der Republikaner für die Präsidentschaftswahl 2024 ist, haben die Verfahren akute politische Relevanz für die USA. Mehr


UKRAINE SETZT "WESTLICHE" BATAILLONE EIN. Die Ukraine hat zum ersten Mal nachweislich - sprich, nach übereinstimmenden Berichten russischer und unabhängiger Beobachter - schweres westliches Gerät in der Gegenoffensive eingesetzt. Mindestens Leopard-2A4-Panzer kamen in der Region Saporischschja im Süden des Landes zum Einsatz, wo sich die Kampfhandlungen auffällig intensiviert haben. Es gibt Berichte über kleinere Territorialgewinne der Ukraine. Auf der anderen Seite spricht Russland (mit geringer Glaubwürdigkeit) von einer Zerschlagung der Offensive und es gibt Hinweise, dass bereits erste Leopard-2A4-Panzer zerstört worden sein könnten. Grundsätzlich bleibt die Lage unklar und die Zuverlässigkeit der Informationen schlecht. Mehr

Wirtschaft_ (2 Minuten Lesezeit)

EUROZONE IN LEICHTER REZESSION IM ERSTEN QUARTAL. Das BIP der Eurozone ist zu Jahresbeginn um 0,1 Prozent zurückgegangen, nachdem in einer ersten Schätzung noch von 0,1 Prozent Wachstum die Rede war. Da das EU-Statistikamt Eurostat auch die Entwicklung in Q4 2022 von einer Stagnation auf minus 0,1 Prozent gesenkt hat, stehen jetzt zwei Negativquartale und damit eine technische Rezession. Ähnlich ergeht es derzeit Deutschland, welches sich nach minus 0,5 Prozent (Q4) und minus 0,3 Prozent (Q1) ebenfalls in einer technischen Rezession befindet. Die Zahlen stellen die Europäische Zentralbank vor Schwierigkeiten: Sie will die Inflation bekämpfen, doch muss dafür mehrheitlich auf wachstumssenkende Maßnahmen - höhere Leitzinsen, weniger Anleihekäufe (QE), höhere Einlagepflichten für Banken - setzen. Mehr

KLIMA: EMISSIONEN AUF REKORDHOCH; "EL NIÑO" BEGINNT. Die weltweiten Treibhausgasemissionen haben laut einer neuen Studie 2022 ein neues Rekordniveau erreicht. Das ist nicht per se überraschend, da seit dem Covid-19-bedingten Rückgang 2020 jedes Jahr wieder Emissionen hinzukamen - wenn auch immerhin mit sinkender Steigerungsrate. Die Forscher warnen, dass der Anstieg der Emissionen das verfügbare "CO₂-Budget" der Welt - um eine Temperaturbegrenzung auf 1,5 Grad zu erreichen - weiter abbaut. Mehr

Im Pazifik hat derweil das Wetterphänomen El Niño begonnen, wie US-Forscher bestätigen. Das dürfte 2024 zum heißesten Jahr in der Weltgeschichte machen und könnte Extremwettereignisse in aller Welt wahrscheinlicher machen, wobei die El Niño-spezifischen Effekte bereits ab Frühjahr 2024 nach und nach abnehmen könnten. El Niño bezeichnet eine bestimmte Dynamik an Meeresströmungen im Pazifik, welche in unregelmäßigen Abständen von zwei bis sieben Jahren auftreten. Mehr

GROSSBRITANNIEN RÜCKT WIRTSCHAFTLICH AN USA HERAN. Premier Rishi Sunak hat in Washington mit US-Präsident Joe Biden die "Atlantic Declaration" geschlossen. Sie sieht eine Reihe sektoraler Kooperationsabkommen vor und lässt Großbritannien vom US-Investitionspaket IRA profitieren (z.B. indem britische E-Auto-Hersteller "grüne" Subventionen mitnutzen können). Die "Declaration" bleibt weit unterhalb eines richtigen Freihandelsabkommens und ist noch spärlich an Details, doch einige Beobachter, etwa der Guardian, sehen es als offenen Versuch, wirtschaftlich näher an die USA zu rücken, auch wenn das bedeutet, sich bestimmten protektionistischen Maßnahmen zu unterwerfen. Damit ließe es sich als (vielleicht nicht völlig freiwillige) Abkehr vom Mantra der Pro-Brexit-Fraktion eines offensiven, ungebundenen, globalen Freihandels werten. Mehr

Marktübersicht_
(Vortag, 23:00 Uhr Quelle, Quelle)
DAX40: 15.989,96 (+0,18%)
Dow Jones: 33.800,20 (+0,38%)
S&P 500: 4.290,27 (
+0,51%)
NASDAQ 100: 14.479,14 
(+1,29%)
Nikkei 225: 31.848,29 (-0,05%)
MSCI World: 75,99 (-0,06%)
Öl (Brent): 75,99 (-1,53%)
EUR/RUB: 88,45 (+1,67%)
EUR/USD: 1,0707 (
+0,14%)
Bitcoin/USD: 26.550,00 (
-1,69%)
Business_ (3 Minuten Lesezeit)

PRIVATE-EQUITY-BRANCHE HÄLT LEITKONFERENZ AB. Auf der SuperReturn trafen sich gestern in Berlin die Branchenköpfe des Private Equity (PE), also Investoren, welche (oftmals kriselnde) Firmen aufkaufen, im Anschluss sanieren oder effizienter aufstellen, und abschließend für eine Rendite wieder verkaufen. Die letzten Monate waren für die PE-Szene relativ vergessenswert, da die Fonds sich schwertaten, Geld einzusammeln: Zwischen Jahresanfang und Ende März gab es erst 211 Milliarden USD an Fundraising weltweit, gegenüber 1,24 Billionen im Vorjahreszeitraum (minus 83 Prozent). Auch die kommenden Monate dürften schwierig werden, auch wenn immerhin in Anbetracht sinkender Bewertungen und schwieriger Geschäftsumfelder viele günstige Deals winken könnten. Ungewöhnlich: Lifestyle-ikone Kim Kardashian, inzwischen mit einem eigenen PE-Fonds aktiv, nimmt ebenfalls an der Konferenz teil. Mehr | Die wichtigsten Köpfe

TIKTOK PEILT 20 MILLIARDEN USD SCHWERES E-COMMERCE-GESCHÄFT AN. Die chinesische Kurzvideo-Plattform TikTok möchte ihr E-Commerce-Geschäft ("TikTok Shop") im laufenden Jahr mehr als vervierfachen, auf einen Wert von 20 Milliarden USD, so Insider. Das ist nicht zuletzt dadurch beachtlich, dass TIkTok vor der realistischen Gefahr eines Komplettverbots in den USA steht. Andersherum wächst allerdings der südostasiatische Markt rasant, getrieben von Indonesien. Die USA und Europa würden nur einen relativ kleinen Teil der Wachstumspläne ausmachen. Für TikTok geht es darum, neben seinem (derzeit schwächelnden) Werbegeschäft einen weiteren Umsatzzweig auszubauen. Mehr

Was noch geschehen ist_

EU erlaubt Deutschland Förderung von 31 Chipprojekten. Insgesamt dürfen Bund und Länder 4 Milliarden EUR Subventionen mobilisieren.
USA: Streit unter Republikanern lähmt Kongress. Ein rechter Flügel macht Sprecher McCarthy das Leben schwer, aus Wut über den jüngsten Schuldendeal.
USA stellen Nahrungsmittelhilfen für Äthiopien ein. Grund sei schwerwiegende Abzweigung der Hilfen, welche statt an Bedürftige an das Militär gegangen seien.
Ukrainekrieg: Russland droht mit Ende von Getreidedeal wegen zerstörter Ammoniakpipeline. Moskau macht den Betrieb der Pipeline zur Bedingung für eine Verlängerung.
China plant mutmaßlich Bau von Spionagestation gegen USA auf Kuba. Das berichtet das Wall Street Journal. Kuba erhalte dafür mehrere Milliarden USD.
Womöglich großer Deal in Agrarinvestmentbranche. Die noch nicht finale Fusion von US-Firma Bunge und Kanadas Viterra würde einen Branchenriesen mit 30 Milliarden USD Marktwert kreieren.
Deutschland: IT-Fachkräftemangel erreicht neues Rekordniveau. 2022 ließen sich im Schnitt 33.932 offene Stellen nicht mit Arbeitslosen besetzen, 77% mehr als im Vorjahr.
Japan: Anerkennung gleichgeschlechtlicher Beziehungen wird aussichtsreicher. Ein Gericht nannte die bisherige Nichtanerkennung verfassungswidrig.
Studie: Energy-Drink-Inhaltsstoff könnte Alterungsprozess verlangsamen. So wirkte Taurin zumindest in einer Studie mit Mäusen. Beteiligte Forscher empfehlen eine größer angelegte Studie an Menschen (und stellen bis dahin keine Empfehlung für Energy-Drinks aus).

In welchen Branchen ließen sich nach Ansicht der Beratungsfirma Accenture wie viele Arbeitsstunden durch Sprach-KI (im Stile von ChatGPT) automatisieren? Im Bank- und Versicherungswesen seien es besonders viele (grüner Balken). Im Bereich "Software & Plattformen" herrscht zwar relativ weniger Automatisierungspotenzial, aber dafür Chance zur "augmentation", also Unterstützung von Arbeitstätigkeiten (gelber Balken). Im Gesundheitsbereich seien dagegen recht viele Arbeitsstunden weder automatisierbar noch ließen sie sich unterstützen (rote Balken). Im Einzelhandel könne KI viele Arbeitsstunden "wegautomatisieren", aber nicht durch Sprachmodelle, sondern andere Formen von Künstlicher Intelligenz (grau). Quelle: Statista
Jetzt bist du an der Reihe_
Was würdest du davon halten, wenn Asylsuchende aus tendenziell "erfolglosen" Ländern (mit Hinblick auf ihre Annahmequote) künftig außerhalb der EU auf die Bearbeitung ihres Asylantrags warten müssten, statt in der Zwischenzeit in der EU verbleiben zu können?
Richtig und wichtig 38% | Eher dafür 23% | Kommt ganz drauf an 13%  Eher dagegen 15% | Völlig verwerflich 11% (n=128)


Hast du Sorgen über die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf deine Branche?
Ja, ich bin bereits negativ betroffen Ja, durchaus Ein wenig | Kaum oder höchstens am Rande | Im Gegenteil, ich sehe vor allem Vorteile
Live as brave men; and if fortune is adverse, front its blows with brave hearts.
Cicero

Lebt als tapfere Menschen; und wenn das Schicksal ungünstig ist, dann begegnet seinen Schlägen mit tapferem Herzen.
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whathappened 2023
Herausgegeben von Dimitri Choufatinski
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